Quint Fleischwaren stellt die Produktion ein
5. März 2024 - Lesezeit: 3 Minuten
Aus statt Ausbau: Nach 96 Jahren Handwerkstradition ist das Aus für Quint Fleischwaren beschlossen. Dabei war ein Ausbau in Millionenhöhe geplant.
Schon seit 1928 stellt die Familie Quint Fleischwaren her. Unter der Leitung von Theresa Quint hat es der stetig wachsende Betrieb in 2023 geschafft, auf 100 Prozent Bioland umzustellen. Der Betrieb sollte baulich neuen Bedürfnissen angepasst werden, doch der Prozess bis zur finalen Baugenehmigung zog sich einfach zu lange hin: In der Zwischenzeit sind die Baukosten explodiert. Dieses und andere Faktoren haben zum Ende des Traditionsherstellers geführt, der zum 31. März 2024 die Produktion einstellt.
Aus statt Ausbau für Quint Fleischwaren
“Eine ganze Reihe von Umständen hat uns nach langer und reiflicher Überlegung zu dieser unternehmerischen Entscheidung bewogen, die keineswegs leichtfällt”, erläutert Theresia Quint. Seit 2002 hat die Unternehmerin in dritter Generation das Geschäft geführt. Erst im letzten Jahr konnte die Firma das Erreichen eines langen Ziels feiern: die gelungene Umstellung auf 100 Prozent Bio. Parallel dazu liefen in den vergangenen drei Jahren die Planungen, um den Betrieb baulich auf neue Bedürfnisse anzupassen. Doch niemand hatte geahnt, dass der Prozess vom ersten Bauantrag 2021 bis zur finalen Baugenehmigung im Oktober 2023 so lange dauern würde. Für die Firma Quint hat es zu lange gedauert. In der Zwischenzeit waren die Baukosten explodiert und die gesamtwirtschaftliche Situation hatte sich zum Negativen verändert.
Immer wieder kollidierten die Anforderungen an den Brandschutz und die des Veterinäramts. Pläne mussten geändert werden, Entscheidungen wurden herausgezögert, da die verantwortlichen Personen in den Behörden Urlaub hatten oder krank waren. Theresa Quint berichtet: "Akten wurden hin und hergeschoben oder ein halbes Jahr lang gar nicht bearbeitet". Sie hat ein unternehmerisches Denken in der Verwaltung und eine Zusammenarbeit zwischen den Behörden vermisst. Auch für den Förderantrag kam die Baugenehmigung zu spät. Das Unternehmen hätte nach der Baugenehmigung innerhalb von zwei Monaten Ausschreibungen machen und jeweils drei Angebote einholen müssen, was nicht realistisch ist. Bis Ende 2024 hätte das Projekt dann abgeschlossen und in Betrieb genommen werden müssen - unmöglich.
Fachkräftemangel und verändertes Konsumverhalten
Gestiegene Energiekosten, verändertes Konsumentenverhalten, hohe Inflation und die Zinswende sind nur einige der Schlagworte, die besonders die Mittelstands-Unternehmen seit Monaten beschäftigen. Und dazu kommt der Fachkräftemangel. Luis Sanktjohanser, der Sohn von Theresa Quint erklärt: „Zusätzlich zu dem starken Kostendruck der aktuellen Zeit kommen erschwerend der Fachkräftemangel und seit Jahren unbesetzte Ausbildungsstellen hinzu.” Auch die Lage des in Trier beheimateten Unternehmens ist nicht günstig für das Unternehmen. Denn gerade in der Grenzregion wird es immer schwieriger, Menschen für eine Ausbildung im Lebensmittelhandwerk zu begeistern und sie nach Abschluss der Ausbildung auch zu halten. Die naheliegenden Nachbarländer Luxemburg, Belgien und Frankreich werben viele frisch ausgebildete Metzger ab. “Das trübt die Zukunftsperspektive mit Blick auf die Alterung im Metzgerhandwerk“ erklärt Luis Sanktjohanser, der inzwischen in den Familienbetrieb eingestiegen ist und später die Unternehmensnachfolge antreten soll.
Zweites Standbein mit Supermarkt
Familie Quint hat schon in den 80er Jahren begonnen, sich ein zweites Standbein aufzubauen und im Handel breiter aufzustellen. Was als kleiner an die Metzgerei angeschlossene Tante-Emma-Läden begann, hat sich mittlerweile zu drei großen EDEKA-Quint-Märkten mit insgesamt rund 5.500 Quadratmetern Supermarktfläche ausgeweitet. Aktuell investieren die Quints mit der Neugestaltung des EDEKA Marktes im Stadtteil Heiligkreuz in den Trierer Einzelhandel.
Theresa Quint und Luis Sanktjohanser in vierter Generation wollen mit ihrer Entscheidung der Mission von guten Lebensmitteln treu bleiben. „Wir fokussieren uns auf das Kerngeschäft im Lebensmitteleinzelhandel mit allen Facetten, die unsere Kunden heute schon von uns kennen: umfangreicher Service, große Vielfalt, regionale Produkte und ein besonderes Bio- & Spezialitäten-Sortiment.“ So wird die Familie Quint trotz aller Umstände der Fleischbranche treu bleiben.
Bildtitel: Schild - Metzger - Deutschland
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