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Wie finde ich den richtigen Nachfolger für meine Metzgerei?

15. Juli 2025 - Lesezeit: 5 Minuten

Der eigene Betrieb ist für viele Metzgerinnen und Metzger nicht nur eine Einkommensquelle, sondern ein Lebenswerk. Doch wie findet man den passenden Nachfolger?

Mit Herzblut aufgebaut, über viele Jahre geführt, oft gemeinsam mit der Familie oder einem engagierten Team – da fällt der Gedanke an einen Rückzug nicht leicht. Doch genau dieser Moment kommt früher oder später: aus Altersgründen, gesundheitlichen Gründen oder weil sich private Prioritäten verändern.

Die Frage lautet dann: Wie kann ich meine Metzgerei vertrauensvoll in neue Hände übergeben? In diesem Beitrag zeigen wir, worauf es bei der Nachfolgersuche im Fleischerhandwerk ankommt, welche Wege infrage kommen und wie Metzger sich und ihren Betrieb frühzeitig auf die Übergabe vorbereiten können.

Frühzeitig anfangen: Der richtige Zeitpunkt für die Nachfolgersuche

Wer heute loslassen will, sollte gestern angefangen haben. So zugespitzt diese Aussage klingt, so realistisch ist sie. Denn eine Betriebsübergabe ist ein komplexer und emotionaler Prozess, der nicht in wenigen Monaten zu stemmen ist. Fachleute empfehlen einen Vorlauf von mindestens drei bis fünf Jahren. In dieser Zeit geht es darum, sich über die eigene Rolle im Ruhestand klar zu werden, den Betrieb systematisch auf die Übergabe vorzubereiten und geeignete Nachfolger zu finden und einzubinden.

Eine durchdachte Nachfolgeplanung besteht in der Regel aus mehreren Phasen: Zunächst steht die Analyse der aktuellen Betriebsstruktur, der wirtschaftlichen Kennzahlen und der persönlichen Zukunftswünsche an. Im zweiten Schritt folgt die Suche nach einem Nachfolger. Danach schließen sich Verhandlungen, Verträge und schließlich die Übergabephase selbst an, in der oft beide Seiten noch eng zusammenarbeiten.

Familieninterne Nachfolge: Wunschlösung mit Stolpersteinen

Viele Metzgerbetriebe sind Familienunternehmen. Die Hoffnung, dass ein Sohn, eine Tochter oder ein anderes Familienmitglied in die Fußstapfen tritt, ist daher naheliegend – und in vielen Fällen auch die bevorzugte Lösung. Die Vorteile liegen auf der Hand: Man kennt sich, man vertraut einander, und das Traditionsbewusstsein bleibt gewahrt.

Doch auch hier gilt: Nichts geht ohne offene Kommunikation. Es muss frühzeitig geklärt werden, ob die Nachfolge gewünscht ist, welche Ausbildung notwendig ist und wie der Betrieb schrittweise übergeben werden kann. Gerade im Familienkontext ist es wichtig, Erwartungen auf beiden Seiten ehrlich auszusprechen. Was ist der Preis? Wie viel Einfluss bleibt den bisherigen Inhabern? Welche Rolle spielt der familiäre Hintergrund im Betriebsalltag?

Nicht selten zeigt sich, dass kein Familienmitglied die Metzgerei weiterführen möchte. Dann sollte frühzeitig eine externe Lösung ins Auge gefasst werden.

Externe Nachfolge: Optionen über die Familie hinaus

Wenn keine innerfamiliäre Lösung gefunden wird, lohnt sich der Blick über den Tellerrand. In vielen Fällen bieten sich langjährige Mitarbeitende an, die bereits mit dem Betrieb vertraut sind und vielleicht ohnehin schon Führungsverantwortung übernehmen. Diese kennen die Kundschaft, die Abläufe und das Team – ideale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Nachfolge.

Daneben kann auch der Kontakt zu jungen Metzgermeisterinnen und -meistern hilfreich sein, die sich selbstständig machen möchten, aber keine eigene Immobilie besitzen oder sich nicht bei null neu aufstellen wollen. Für sie kann eine Übernahme eine attraktive Option darstellen.

Unterstützung bieten dabei auch verschiedene Plattformen und Netzwerke. Auf Portalen wie DUB.de oder nexxt-change können Metzger ihre Betriebe anonym oder offen zur Nachfolge anbieten. Handwerkskammern, regionale Wirtschaftsförderer und Fachverbände organisieren außerdem Nachfolge-Sprechtage, Gründermessen und Kontaktbörsen, um Übergeber und Übernehmer zusammenzubringen.

Den Betrieb „nachfolgefit“ machen: Was zählt für potenzielle Übernehmer?

Eine funktionierende Metzgerei ist mehr als nur eine Wursttheke. Wer seinen Betrieb in neue Hände geben möchte, sollte sich ehrlich fragen: Was biete ich an? In welchem Zustand sind meine Maschinen und Geräte? Wie gut ist mein Team aufgestellt? Wie läuft die Buchführung? Welche Umsätze mache ich?

Ein strukturierter, moderner und wirtschaftlich stabiler Betrieb ist für Nachfolger attraktiver. Auch Aspekte wie digitale Kassen, Online-Auftritt, moderne Arbeitszeiten und eine gute Vernetzung in der Region spielen eine Rolle.

Hinzu kommt die emotionale Komponente: Wer zu sehr am Alten festhält, erschwert dem Neuen den Einstieg. Es ist wichtig, loslassen zu lernen und die eigenen Erfahrungen als Hilfe anzubieten, nicht als Kontrolle.

Verkaufsprozess und Übergabe: Professionelle Begleitung nutzen

Ist ein Nachfolger gefunden, beginnt der nächste große Schritt: die eigentliche Übergabe. Hier empfiehlt es sich, auf professionelle Unterstützung zu setzen. Ein Steuerberater kann bei der Wertermittlung helfen und auf steuerliche Fallstricke aufmerksam machen. Ein Notar kümmert sich um die rechtssichere Vertragsgestaltung. Eine gute Übergabephase umfasst außerdem eine gemeinsame Einarbeitungszeit, bei der der neue Inhaber den Betrieb Schritt für Schritt übernimmt, begleitet vom ehemaligen Chef oder der Chefin.

Auch die Finanzierung sollte nicht unterschätzt werden. Es gibt verschiedene Fördermöglichkeiten für Betriebsübernahmen, etwa über die KfW oder durch Bürgschaftsbanken. Diese Programme können dabei helfen, junge Nachfolger finanziell abzusichern und die Übergabe zu erleichtern.

Offene Kommunikation mit Mitarbeitenden und Kunden ist ebenfalls ein zentraler Punkt. Beide Gruppen haben oft viele Fragen: Bleibt das Angebot gleich? Wer ist der oder die Neue? Eine transparente Ansprache sorgt für Vertrauen und Kontinuität.

Unterstützungsmöglichkeiten speziell für Metzgereien

Für Metzgerbetriebe gibt es zahlreiche Anlaufstellen, die bei der Nachfolgeplanung helfen. Die Handwerkskammern bieten gezielte Beratung und unterstützen bei der Kontaktaufnahme mit Nachfolgeinteressierten. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks stellt Informationsmaterial bereit und verweist auf branchenspezifische Besonderheiten.

Auch Brancheninitiativen und regionale Netzwerke setzen zunehmend auf Nachfolgersuche. Gerade im ländlichen Raum ist der Erhalt von Metzgereien ein wichtiges Thema für viele Kommunen. Hier können regionale Wirtschaftsförderer, Lokalpolitiker und Kammern ebenfalls zu Verbündeten werden.

Nicht zuletzt lohnt sich auch der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, die bereits erfolgreich übergeben haben. Ihre Erfahrungen sind oft Gold wert.

Nachfolge ist Zukunftssicherung

Die Suche nach einem Nachfolger für die eigene Metzgerei ist kein einfacher Prozess, aber ein notwendiger und vor allem ein verantwortungsvoller Schritt. Wer rechtzeitig plant, offen kommuniziert und sich Unterstützung holt, hat gute Chancen, sein Lebenswerk in gute Hände zu übergeben.

So bleibt nicht nur das eigene Geschäft erhalten, sondern auch das Fleischerhandwerk in seiner regionalen Vielfalt, Qualität und Tradition. Für viele Kundinnen und Kunden ist genau das ein wertvoller Bestandteil ihres Alltags – heute und in Zukunft.

Fotograf: Leelo the First
Lizenz: Pexels Lizenz

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