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Mobile Hühnerställe – Die moderne Form der Freilandhaltung

24. April 2024 - Lesezeit: 4 Minuten

Regional erzeugte Lebensmittel erfreuen sich steigender Beliebtheit. Insbesondere auch dann, wenn neben dem regionalen Aspekt eine artgerechte Tierhaltung bei der Produktion der Lebensmittel sichergestellt wird. So auch im Bereich der Erzeugung von Eiern…

Bei der mobilen Hühnerhaltung wird der Hühnerstall nicht wie herkömmlich fest mit dem Boden verbunden, sondern regelmäßig versetzt, damit den Hühnern ständig frisches Grün in Form von Gras und Wildkräutern zur Verfügung steht. Gleichzeitig können sich die abgegrasten Flächen erholen, sobald der Stall versetzt wird. Idealerweise sollte die Auslauffläche so gewählt werden, dass der Stall ca. 5x versetzt werden kann, bis er wieder an seinen Anfangspunkt zurück gelangt, damit die Grünflächen genügend Zeit haben nachzuwachsen.

Entstanden ist die mobile Hühnerhaltung bereits vor über 80 Jahren. Seit ca. 25 Jahren erlebt die artgerechte Haltungsform eine Art Renaissance; viele Landwirte bauen ihre mobilen Hühnerställe kontinuierlich aus. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Auslauffläche von 4 m² je Huhn. Die Hühnerherde wird i.d.R. jährlich ersetzt, da nach ca. einem Jahr die Legeleistung abnimmt.

Formen der mobilen Hühnerhaltung

Vollmobile Ställe mit bis zu 600 Hühnern sind großräumig einsetzbar, da sie über ein eigenes Fahrwerk verfügen und so flexibel auch über weitere Distanzen hinweg transportiert werden können.
Meist verfügen vollmobile Ställe über eine eigene solarbetriebene Stromversorgung sowie Wassertanks und Futtersilos, um gänzlich autark betrieben werden zu können.

Teilmobile Ställe mit bis zu 2.500 Hühnern verfügen über Kufen, auf denen die Ställe händisch geschoben werden. Zum Vergleich der reinen Größenordnungen: Große Mastbetriebe halten mehr als 50.000 Hühner gleichzeitig.

Genutzt werden kann der mobile Hühnerstall sowohl für Lege- als auch für Masthühner. In der Praxis hat sich die mobile Haltungsform jedoch bisher hauptsächlich in der Legehennen-Haltung bewährt.

Positive Effekte auf Gesundheit, Umwelt und Tierwohl

Die Haltung in mobilen Hühnerställen wird als sehr artgerecht angesehen, da die Tiere hier ihrem natürlichen Pick- und Scharrtrieb nachkommen können. Genetisch sind Hühner darauf programmiert täglich bis zu 15.000 Pickschläge durchzuführen! Zudem steht ihnen mehr Tageslicht als rein stationär gehaltenen Hühnern zur Verfügung, was gerade für diese Tiere, die besonders sonnenliebend sind, enorm viel Lebensqualität bedeutet. Durch die hohe Auslastung in Form von Beschäftigung in mobilen Ställen kommt es auch nicht zu Kannibalismus, so dass auf das Schnabelkürzen verzichtet werden kann.

Auch aus ökologischer Sicht lohnt es sich in mobile Hühnerställe zu investieren, da die Böden innerhalb dieser Haltungsform schonend bewirtschaftet und nicht wie bei herkömmlicher Haltung überweidet werden, was u.a. zu negativen Auswirkungen auf das Grundwasser führt. Auch wird der Boden durch das Scharren der Hühner regelmäßig aufgelockert, so dass er fruchtbar bleibt. Außerdem fungiert das Huhn in mobilen Ställen als natürlicher Unkrautvernichter, was den Einsatz von chemischen Unkrautbekämpfungsmitteln obsolet macht.

Sogar der Konsument profitiert direkt von der mobilen Hühnerhaltung, da die erzeugten Eier aufgrund des abwechslungsreichen Futters mehr gesunde Omega-3-Fettsäuren enthalten als herkömmlich produzierte Eier. Omega-3 ist ein Superfood für Herz, Gehirn, Augen u.v.m..
Sogar der Vitamin D-Gehalt der mobilen Hühnereier liegt aufgrund des Aufenthalts an der frischen Luft und in der Sonne knapp 30% über dem Wert vergleichbarer herkömmlich erzeugter Eier. Beide Nährstoffe werden mit der Prävention von Krebserkrankungen in Zusammenhang gebracht.

Trotz der nachgewiesen positiven Effekte dieser Haltungsform, genießen lediglich knapp 2% der deutschen Hühner das Glück in einem mobilen Hühnerstall leben zu dürfen.

Hoher Kostenfaktor im Vergleich zu stationären Ställen

Da die Kosten für die mobile Hühnerhaltung ca. dreimal so hoch sind wie die Kosten der stationären Stallhaltung und der Arbeitsaufwand - bedingt z.B. durch regelmäßiges Umsiedeln verbunden mit dem Auf- und Abbau der entsprechenden Zäune oder längere Anfahrtswege hinsichtlich Tränken, Füttern oder Eiersammeln  - sogar ca. 14-mal so hoch ist im Vergleich zu herkömmlichen Haltungsformen, schlägt sich dieser Aufwand in dem entsprechend höheren Verkaufspreis der Eier nieder.

Die meisten Landwirte, die ihre Hühner in mobilen Ställen halten, vermarkten ihre Eier über den eigenen Hofladen oder über Wochenmärkte.

Nachteile der mobilen Hühnerhaltung

Die mobile Hühnerhaltung eignet sich jedoch nicht für jeden Landwirt: Stehen nicht ausreichend Flächen zur Verfügung, ist der Boden zu hart und lehmig oder sind die Grünflächen zu abtrünnig, wird die mobile Hühnerhaltung erschwert.

Greifvogelattacken können innerhalb der mobilen Hühnerhaltung nicht wirksam abgewehrt werden, da der mobile Stall i.d.R. nicht vollständig überdacht wird. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt es sich Flächen mit dichtem Gehölz auszuwählen, die den Hühnern Schutz vor Beutegreifern bieten.

Auch Füchse und Marder machen in mobilen Hühnerställen gerne Jagd auf die Herde. Dies kann unterbunden werden, indem die mobilen Ställe in direkter Hofnähe aufgestellt werden, sodass eine regelmäßige Beobachtung der Herde und gleichzeitige Abschreckung der Raubtiere gewährleistet ist. Zudem sollte sichergestellt sein, dass die Hühner nachts im Stall untergebracht sind, um vor Fressfeinden geschützt zu sein. Teilweise werden auch in mobilen Hühnerställen bereits Herdenschutzhunde, Ziegenböcke, Alpakas und Gänse zum Schutz der Herde eingesetzt. Zuletzt stellen Elektrozäune sicher, dass Fuchs und Marder sich nicht der Herde nähern können.

Bildtitel: Hühnerherde auf grünem Feld
Fotograf: Alexas Fotos
Lizenz: Pexels

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