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IFFA 2025 im Rückblick: Technik, Trends und Impulse für die Branche

9. Mai 2025 - Lesezeit: 4 Minuten

Von smarter Sensorik über pflanzliche Proteine bis zu echter Nachhaltigkeit – die diesjährige IFFA zeigte, wie vielseitig und zukunftsorientiert die Fleisch- und Proteinbranche geworden ist.

Alle drei Jahre trifft sich in Frankfurt alles, was in der Fleisch- und Proteinwirtschaft Rang und Namen hat. Gestern endete die IFFA 2025 und war mehr als nur eine Fachmesse – sie war ein Stimmungsbarometer für eine Branche im Wandel, ein Schaufenster für Innovationen und eine Bühne für große Themen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und die Zukunft von Proteinen.

Und wie es sich für eine Messe dieser Größenordnung gehört, gab’s nicht nur spannende Technik zu sehen, sondern auch richtig gute Gespräche.

Alles Autonom

Was direkt auffiel: Es wird automatisiert, was das Zeug hält. Egal ob Zerlegung, Verpackung oder Logistik: überall surrten, schnitten, sortierten und verpackten Hightech-Maschinen in beeindruckendem Takt. Fördertechnik, die sich intelligent anpasst, Scanner, die blitzschnell Produktmerkmale erkennen, und robotergestützte Systeme, die mit hoher Präzision arbeiten, waren gefühlt an jeder Ecke präsent. Die Linien waren hygienischer, effizienter und flexibler denn je. Manche Anlagen ließen sich sogar direkt an Ort und Stelle per Touchpanel konfigurieren, selbst für wechselnde Produkttypen.

Besonders auffällig war auch der Trend zur lückenlosen Rückverfolgbarkeit: Systeme, die sämtliche Produktionsschritte mitdokumentieren, in Echtzeit analysieren und in übergeordnete Systeme einspielen. Das schafft nicht nur Transparenz, sondern spart auch Ressourcen, etwa durch gezielte Energieeinsparung oder frühzeitiges Erkennen von Abweichungen.

Protein wird vielfältiger

Wer dachte, dass es hier nur um Fleisch geht, hat die letzten Jahre verschlafen. Die IFFA 2025 zeigte ganz deutlich, dass die Branche breiter denkt. Pflanzliche Alternativen, Hybridprodukte und zellkultivierte Varianten standen hoch im Kurs. Dabei war deutlich zu spüren, dass Fleischalternativen kein Nischenthema mehr sind. Viele Anbieter präsentierten ganze Produktfamilien für verschiedene Einsatzbereiche, von der Gastronomie bis zum Einzelhandel.

Gerade bei Textur und Verarbeitung gab es bemerkenswerte Fortschritte. Extrusionsanlagen für pflanzliche Proteine wirkten ausgereifter, Prozesstechnik und Zutaten zeigten sich fein aufeinander abgestimmt. Besonders spannend: der zunehmende Einsatz regionaler Rohstoffe. Erbsen, Ackerbohnen oder Lupinen ersetzen zunehmend importiertes Soja. Auch klassische Fleischverarbeiter denken heute in hybriden Konzepten, nicht als Widerspruch, sondern als Erweiterung.

Nachhaltigkeit? Ja, aber bitte konkret

Natürlich war Nachhaltigkeit eines der zentralen Themen. Aber diesmal wirkte es weniger nach Buzzword und mehr nach Praxis. Viele Anbieter präsentierten tatsächlich konkrete Lösungen: Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen, Anlagen mit Wärmerückgewinnung, Produktionsprozesse mit reduziertem Wasserverbrauch oder deutlich geringerem CO₂-Fußabdruck.

Interessant war auch die Rolle der Digitalisierung. Sensoren und smarte Software helfen dabei, Ausschuss zu reduzieren und Energie gezielter einzusetzen. Wer weiß, wann ein Produkt exakt gar ist oder wo genau sich Kühlenergie sparen lässt, kann nicht nur effizienter sondern auch nachhaltiger produzieren.

Insgesamt vermittelte die Messe den Eindruck, dass Nachhaltigkeit mehr und mehr in der Mitte der technischen Entwicklung angekommen ist. Nicht nur als Marketingargument, sondern als echter Innovationsmotor.

Fleisch kommt auf die Cloud

Ob Cloud, MES, ERP oder IoT – was auf dem Papier manchmal nach Buzzword-Bingo klingt, war auf der IFFA 2025 erstaunlich bodenständig. Viele Digitalisierungsangebote richteten sich explizit an kleinere und mittlere Betriebe. Tools, die sich ohne Riesenbudget einführen lassen. Systeme, die sich einfach mit vorhandener Technik verknüpfen. Und Software, die nicht nur Daten sammelt, sondern sie auch verständlich aufbereitet – von der Rohstoffannahme bis zum Etikett.

Immer öfter war von „Plug & Produce“ die Rede. Vorkonfigurierte Module, die in bestehende Prozesse integriert werden können, ohne die ganze Produktion umzubauen. Immer mehr Anbieter setzen außerdem auf offene Schnittstellen und Cloudplattformen, die einen einfachen Datenaustausch ermöglichen. Auch zwischen Maschinen unterschiedlicher Hersteller. Das Thema Interoperabilität rückt damit stärker in den Fokus, genauso wie Cybersicherheit und Datenhoheit.

Neue Anforderungen, neue Antworten

Deutlich zu spüren war auch der Einfluss aktueller Herausforderungen auf die Messe: steigende Energiepreise, veränderte Verbraucherwünsche, Fachkräftemangel. Viel Technik zielte darauf ab, diese Entwicklungen abzufedern. Durch Automatisierung, intuitive Bedienung oder innovative Lösungen in der Personalplanung. Etwa KI-gestützte Planungstools, die den Personaleinsatz je nach Auftragslage dynamisch optimieren oder Anlernprozesse verkürzen.

Ebenfalls auffällig: der stärkere Fokus auf internationale Märkte. Viele Anbieter betonten, dass sie ihre Systeme explizit für unterschiedliche Marktanforderungen entwickeln. Ob für mittelständische Metzgerbetriebe in Europa oder industrielle Großverarbeiter in Asien. Die IFFA 2025 war also auch eine Plattform für den globalen Austausch.

Fazit

Zwischen all den Maschinen, Robotern und Daten war es vor allem der persönliche Austausch, der die Messe besonders machte. Wer durch die Hallen lief, sah nicht nur Deals, sondern echte Gespräche. Über neue Anforderungen, über Fachkräftemangel, über die Sorge um die Zukunft. Aber auch über Chancen. Denn die Stimmung war insgesamt deutlich optimistischer als noch 2022. Die Branche weiß: Es gibt viel zu tun, aber sie hat auch Lust drauf.

Und so war die IFFA 2025 nicht nur ein technisches Update. Sie war ein echtes Branchenereignis, das gezeigt hat, wie viel Bewegung in der Fleisch- und Proteinwirtschaft steckt. Mal sehen wie viel Änderung es in den nächsten drei Jahren geben wird. Wir sind bei der IFFA 2028 auf jeden Fall wieder am Start.

Bildquelle: Messe Frankfurt Exhibition GmbH

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