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Das umstrittene MSG: Ein Blick auf Mononatriumglutamat in der modernen Metzgerküche

1. Dezember 2025 - Lesezeit: 4 Minuten

Mononatriumglutamat gehört zu den Begriffen in der Lebensmittelwelt, die sofort Emotionen hervorrufen.

Manche verbinden es mit asiatischem Essen, andere mit Fertigprodukten, wieder andere mit Kopfschmerzen oder Unwohlsein. Gleichzeitig wird Glutamat in Form von Tomatenmark, gereiftem Käse oder Fleischbrühe seit Jahrhunderten in der Küche genutzt. Für Metzgerinnen und Metzger, die tagtäglich mit Geschmack arbeiten, ist Glutamat längst kein Fremdwort. Doch was steckt tatsächlich dahinter und wie sinnvoll ist der Einsatz in der modernen Fleischerhandwerksküche?

Was ist Mononatriumglutamat eigentlich

Mononatriumglutamat ist das Salz der Aminosäure Glutaminsäure. Diese wiederum ist ein natürlicher Bestandteil vieler Proteine und kommt von Natur aus in Fleisch, Tomaten, Parmesan, Algen oder Sojasauce vor. Wird Glutaminsäure isoliert und mit Natrium verbunden, entsteht MSG. Es verbindet sich im Mund mit speziellen Rezeptoren, die den herzhaften, fleischigen Geschmack wahrnehmen, der als Umami bekannt ist.

Der Geschmack Umami: Warum MSG wirkt

Umami gilt neben süß, salzig, sauer und bitter als fünfte Geschmacksrichtung. Es beschreibt ein tiefes, würziges Aroma, das vor allem bei proteinreichen Lebensmitteln entsteht. MSG verstärkt diese Wahrnehmung, indem es freie Glutamatmoleküle bereitstellt, die die Umami-Rezeptoren aktivieren. Für die Praxis bedeutet das: Eine kleine Menge kann Speisen runder, intensiver und aromatischer machen, ohne dass der Grundgeschmack überlagert wird.

Besonders Fleischgerichte profitieren davon, wenn der natürliche Geschmack hervorgehoben werden soll. Eine selbst gekochte Brühe oder ein Schmorgericht enthält bereits von Natur aus Glutamat. MSG sorgt hier lediglich dafür, dass das Aroma schneller und stärker wahrgenommen wird.

Natürliche Quellen von Glutamat im Metzgerhandwerk

Viele traditionelle Zutaten im Metzgerhandwerk stecken voller natürlichem Glutamat. Dazu gehören Tomaten, Käse, Fleisch, Pilze, gereifter Schinken oder fermentierte Produkte. Auch die Fleischreifung führt dazu, dass Proteine abgebaut werden und freies Glutamat entsteht, das den charakteristischen, vollmundigen Geschmack erzeugt.

In der täglichen Produktion nutzen Metzgerinnen und Metzger Glutamat also ganz automatisch. MSG unterscheidet sich chemisch nicht von natürlichem Glutamat. Der Körper erkennt keinen Unterschied zwischen dem Glutamat aus Tomaten und dem aus einer Tüte.

Wie MSG hergestellt wird

Die moderne Herstellung erfolgt über Fermentation, ein Verfahren, das in der Lebensmittelproduktion weit verbreitet ist. Mikroorganismen bauen pflanzliche Rohstoffe wie Zucker oder Melasse ab und produzieren Glutaminsäure. Diese wird gereinigt, mit Natrium kombiniert und getrocknet. Das Ergebnis ist ein kristallines Pulver, das optisch an Salz oder Zucker erinnert und genauso leicht dosiert werden kann.

Häufige Missverständnisse und Mythen

Kaum ein Lebensmittelzusatzstoff wurde so oft missverstanden wie MSG. Von angeblichen Allergien bis hin zur Idee, dass es den Blutdruck erhöhen könnte, hielt sich vieles hartnäckig in den Köpfen der Menschen. Der bekannteste Mythos ist das sogenannte China Restaurant Syndrom, bei dem Menschen nach einem Besuch im asiatischen Restaurant über Beschwerden klagten. Wissenschaftliche Studien konnten jedoch keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen diesen Symptomen und MSG herstellen.

Heute gelten die anfänglichen Befürchtungen als weitgehend entkräftet. Seriöse Institutionen wie die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit und viele internationale Ernährungsexperten bestätigen, dass MSG für die breite Bevölkerung als sicher eingestuft ist.

Was die Wissenschaft wirklich sagt

Glutamat ist als Bestandteil vieler Lebensmittel fester Bestandteil einer normalen Ernährung. Die Forschung zeigt, dass der Körper Glutamat aus allen Quellen gleichermaßen verarbeitet. Nur ein Bruchteil gelangt überhaupt in den Blutkreislauf, da der größte Teil im Darm verstoffwechselt wird. Auch der Einfluss auf den Blutdruck oder neurologische Beschwerden konnte in Studien nicht bestätigt werden.

Wichtig ist jedoch wie bei jedem Zusatzstoff die richtige Dosierung. Ein Zuviel führt eher zu einem unangenehmen Geschmack als zu gesundheitlichen Problemen. Für die Praxis bedeutet das: Vorsicht beim Würzen, aber ohne übertriebene Angst.

Einsatzmöglichkeiten im modernen Metzgerhandwerk

MSG ist kein Ersatz für gutes Handwerk, hochwertige Rohstoffe oder traditionelle Rezepturen. Es ist ein Werkzeug, das Geschmacksprofile gezielt verstärken kann. Besonders in Produkten wie Brühwürsten, Suppen, Soßen, Marinaden oder Convenience Angeboten kann eine kleine Menge den Unterschied zwischen gut und hervorragend ausmachen.

Es hilft außerdem, den Salzgehalt zu reduzieren. Da MSG selbst nur wenig Natrium enthält, lassen sich salzige Geschmäcker teilweise kompensieren, indem man weniger Kochsalz verwendet und mit Glutamat nachjustiert. In einer Zeit, in der Kundinnen und Kunden vermehrt auf Salzgehalt achten, ist das ein Vorteil.

Wie Metzgerinnen und Metzger MSG sparsam und sinnvoll einsetzen

Wie bei jedem Gewürz oder Zusatz hilft ein kontrolliertes Vorgehen. Es lohnt sich, kreativ zu testen, wie stark eine Speise durch MSG beeinflusst wird, bevor man es in eine Rezeptur übernimmt.

Ein guter Ansatz ist, zunächst mit den natürlichen Glutamatquellen zu arbeiten. Parmesan in einer Füllung, Pilze in einer Bratwurst oder eine kräftige Fleischbrühe bringen Umami ganz ohne Zusatzstoffe. MSG kann diese Basis abrunden, ohne dass das Gericht künstlich wirkt.

MSG ist ein Werkzeug, kein Ersatz

Mononatriumglutamat ist weder Wundermittel noch Gefahr. Für das Metzgerhandwerk ist es ein gut erforschtes, vielseitig einsetzbares Werkzeug, das Geschmack intensivieren und Gerichte harmonischer machen kann. Es ersetzt keine hochwertigen Zutaten, ergänzt aber die handwerkliche Arbeit. Wer verantwortungsvoll damit umgeht, kann Kundinnen und Kunden ein noch runderes Geschmackserlebnis bieten.

Fotograf: mkupiec7
Lizenz: Pixabay Lizenz

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